Christian Urech
Mein Senf zu allem
Geschichte
Wer die Geschichte nicht kenne, so lautet ein geflügeltes Wort, der sei dazu verdammt, sie zu wiederholen. Ist es tatsächlich so einfach? Können wir aus der Vergangenheit Schlüsse ziehen für die Gegenwart und die Zukunft? Ist es legitim, historische Parallelen zu ziehen? Gibt es so etwas wie eine Gesetzmässigkeit in der Geschichte, gibt es Folgerichtigkeit und Plausibilität, oder ist nicht vielmehr die ganze menschliche Geschichte aus dem Chaos geboren, von reinster Planlosigkeit? Der menschliche Geist ist ein interpretierender Geist, er hat die Tendenz, überall in den Kategorien von Ursache und Wirkung zu denken, Handlungsmuster zu erkennen und Zusammenhänge zu konstruieren. Die Landkarte, sagt man, sei nicht das Land, und unsere Deutungen haben vielleicht mit den Realitäten nicht viel zu tun. Trotzdem erachte ich die Beschäftigung mit der Geschichte als nicht ganz nutzlos - nicht, um sie nicht zu wiederholen, sondern um ein Gefühl für die stete Wandelbarkeit der menschlichen Existenz zu bekommen und um den Interpretationshorizont für das, was sich ereignet, zu erweitern. Die Beschäftigung mit Geschichte sollte also gerade nicht zu einfachen Antworten führen, sondern uns die Vielschichtigkeit von Ereignissen vor Augen zu führen. Keine einfache Vergleichbarkeit soll vermittelt werden, sondern die Einsicht in deren multifaktorielle Komplexität.
